Gedichtinterpretation: Georg Trakl – Im Winter (Expressionismus)

Georg Trakl [1] 1887-1914

1 Der Acker leuchtet weiß und kalt.
2 Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
3 Dohlen kreisen über dem Weiher
4 Und Jäger steigen nieder vom Wald.

5 Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
6 Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
7 Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten
8 Und langsam steigt der graue Mond.

9 Ein Wild verblutet sanft am Rain1
10 Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
11 Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
12 Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain2.

Anmerkungen:
1 Unbewirtschafteter Ackerstreifen zwischen zwei bewirtschafteten Äckern.
2 Kleinerer Wald

Analyse und Interpretation:

In dem Gedicht „Im Winter“ von Georg Trakl, der im Jahre 1887 geboren und im Jahre 1914 gestorben ist, geht es um die Landschaft und die Wirkung des Winters, wie grausam und tödlich er sein kann. Das Ziel dieser Analyse ist zu erklären warum dem Leser so eine düstere Stimmung durch das Gedicht vermittelt wird.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen die alle vier Verse haben. Man kann es in zwei ungleiche Teile teilen. Der erste Teil besteht aus Strophe eins und zwei. Teil zwei besteht aus der letzten Strophe. Die Einteilung zeigt schon eine Spur von ungewohnten, schlechten.
Das Metrum ist ein Jambus, der in den Versen 2,3,4,5 und 10 mit einem Anapäst wechselt. Durch dies wirkt das Gedicht dynamischer.
Im ersten Teil wird zuerst die Landschaft düster beschrieben. Der zweite Teil grenzt sich von den andern durch seine immense Brutalität ab. Georg Trakl wählte in diesem Gedicht den umarmenden Reim mit unreinen Reimen als Reimschema um eine düstere Stimmung zu bewirken. „Der Acker leuchtet weiß und kalt“ klingt relativ neutral durch den Gebrauch von „weiß“ wird allerdings unangenehm durch kalt. Man kann eine weitere Steigerung im zweiten Vers beobachten. „Einsam“ betont einen sozialen Missstand und „ungeheuer“ ist Angst einflössend und brutal. Die „Dohlen“ in Vers drei ist ein kurzer Hauch von Leben, der trotzdem tödlich wirkt. Auch im vierten Vers werden „Jäger“ erwähnt die töten.
„Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.“, in der zweiten Strophe, ist durch „Schweigen“, was für Ruhe und Stille steht und durch schwarz was dunkel ist, ein Gegensatz zum sechsten Vers in der „Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.“, da Feuerschein Wärme und Helligkeit ausstrahlt und „huscht“ eine fröhliche schnelle Bewegung ist, die gerne auch mit fröhlichen Tanzen in Verbindung gebracht wird. Genau in der Mitte des Gedichts gibt es doch eine menschliche Fühlungnahme. Doch der Schlitten ist nur sehr fern zu hören. Der letzte Vers dieser Strophe wirkt ziemlich düster durch den „grauen Mond“ der „langsam steigt“.
In der dritten Strophe sind besonders viele Gegensätze zu erkennen.
Sofort der erste Vers der dritten Strophe ist ein krasser Gegensatz, dort wird erzählt wie „Ein Wild verblutet sanft am Rain.“ Wenn jemand verblutet, stirbt er und so was kann nicht sanft sein. Auch, dass „Raben plätschern in blutigen Gossen“ ist ein Gegensatz. Raben, stehend für den Tod, plätschern, was eine fröhliche Bewegung ist, die kleine Kinder im Wasser machen, in blutigen Gossen, was wieder Brutalität äußert. Das sonst warme „gelb“ im dritten Vers der letzten Strophe bekommt durch das Verb „bebt“ eine bedrohende und abweisende Bedeutung.

Georg Trakl vergleicht in seinem Gedicht den Winter mit dem Pessimismus eines Menschen, dem es schlecht geht. In seiner beschriebenen Welt sind einzig Tod, Hass und umbarmherziger Tod vorhanden.



Weblinks:
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Trakl